Das Bonn Center - 50 Jahre prägender Bestandteil des Stadtbildes
1967 – Bonn ist Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Das südlich der Reuterbrücke gelegene und eilig errichtete Parlaments- und Regierungsviertel versprüht jedoch wenig Weltstadt-Charme. Es fehlt ein auffälliges, identitätsstiftendes Gebäude. In diesem Jahr fällt die Entscheidung ein 18-stöckiges Hochhaus zu bauen: das Bonn Center. 40 Mio. Deutsche Mark soll der vom Berliner Architekten Friedrich Wilhelm Gerasch konstruierte Neubau kosten. Am 25. November 1969 ist es soweit und das Bonn Center wird mit einer stolzen Höhe von 60 Metern als damals dritthöchstes Gebäude Bonns feierlich eröffnet. Kurz zuvor hatte bereits der frischernannte Bundeskanzler Willy Brandt das Gebäude in Augenschein genommen.
Das Bonn Center beherbergt neben Geschäften und Restaurants sogar ein Schwimmbad mit Sauna, eine Bowlingbahn, ein Kino, einen Nachtclub und Fernsehstudios. Aushängeschild wird das bekannte Steigenberger Hotel, in dem im Laufe der Zeit viele Staatsgäste absteigen. Auch Botschaften, wie die japanische oder die neuseeländische, sowie das Informationsbüro des Europäischen Parlaments sind hier zuhause. Ziel ist es, einen Begegnungsort mit zahlreichen Dienstleistungsmöglichkeiten zu schaffen und Leben in das Regierungsviertel zu bringen. Der sich drehende und hell beleuchtete Mercedes-Stern auf dem Dach des Gebäudes, dem Europa-Center in Berlin nachempfunden, wird allmählich zum Wahrzeichen. Er dient vielen Bonner als Symbol der Heimat und ist richtungsweisend in dunklen Nächten.
Doch der Glanz hält nicht lange an. Beginnend mit der Wiedervereinigung 1989 und dem sukzessiven Regierungsumzug nach Berlin zieht auch das Steigenberger Hotel aus. Die Etagen werden in Büroräume umgebaut, doch das Gebäude verkommt zunehmend. 1996 werden schließlich die Ladenlokale geschlossen. Aufgrund der funktionalen und baulichen Mängel sowie der hohen Verbrauchs- und Nebenkosten nehmen die Leerstände zu. 2011 zieht die Deutsche Post als größter Mieter aus. Die nicht mehr zeitgemäße architektonische Erscheinung sowie die mangelhafte Adressbildung machen das Bonn Center sowohl für große wie auch für kleinere Nutzer unattraktiv. Als die Projektentwicklungs- und Immobilieninvestmentgesellschaft Art-Invest das Gebäude 2014 erwirbt, steht es bereits zu mehr als 70 Prozent leer. Lediglich die Arztpraxen, die Bowlingbahn sowie das Pantheon locken noch Besucher in das Bonn Center.
Zunächst wird sowohl eine Sanierung als auch ein Neubau in Betracht gezogen. Ungenügende Brandschutzvorrichtungen, verkommende Außenanlagen, niedrige Deckenhöhen und verwinkelte Büroräume machen einen Gebäudeerhalt jedoch unmöglich. Am 19. März 2017 wird das Bonn Center unter großer Medienaufmerksamkeit und vor den Augen zahlreicher Zuschauer gesprengt. Hier erfahren Sie, was an diesem Standort nun entsteht.
Weitere Informationen zur Historie des Bonn Centers: www.fotografie-report.de/das-bonn-center